Elisa Reiterer - Es passiert auf europäischem Boden

Shownotes

Heute sprechen Phil und David mit einer Frau, die Weit gereist ist, um weit Reisenden zu helfen. Medizinstudierende gibt es in Innsbruck viele - Elisa war eine von ihnen. Doch nach ihrem Studium hat sie einen Weg eingeschlagen, der alles andere als konventionell ist. Statt neuestem technischem Equipment fasste sie schon früh den Entschluss, ihren Beruf soweit wie möglich von unseren Ressourcen auszuführen. Welche schockierenden Geschichten sie nicht nur in Afrika, sondern auch auf europäischem Boden erlebt hat, berichtet sie uns in dieser Folge BASEFIVE on air.

Nach einer 24h Schicht und nur 2h Schlaf ist Elisas Energierakete verständlicherweise ziemlich leer. Dennoch hat sie noch einen Energiespender vor sich:

Elisa: Abendessen mit ihrer Mädelsgruppe David: Sonnenmoment mit Alana Phil: Abendessen mit Podcast Gast Chris Ebenbichler

Nach ihrem 4. Semester im Medizinstudium hat die gebürtige Südtirolerin 6 Wochen in Uganda verbracht. Außerdem war sie als Praktikantin in Ghana und für die Feldforschung im Rahmen ihrer Diplomarbeit in Gabrun. Schon früh hat sie den Plan gefasst, ihren Beruf soweit wie möglich von unseren Ressourcen auszuführen. Ihre Begründung “Neugier und mir wird schnell fad!” Gerade während des Studiums war das für sie vor allem eine Möglichkeit, viel Wissen aufzusaugen. Als besondere Hilfe hat sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrgenommen.

Inzwischen ist Elisa Ärztin und hat im vergangen Jahr extra 3 Wochen Urlaub genommen, um in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki in einem Auffanglager für Flüchtlinge zu arbeiten. Für Flüchtlinge, die versuchen über den Landweg die EU zu erreichen ist das die erste große Stadt, die sie erreichen. Als Person mit Flüchtlingsstatus hat man dort nur sehr eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. Die Organisation, in der Elisa tätig war, hatte neben der medizinischen Betreuung eine kleine Ambulanzstation betrieben. Ihre Vorteile: Sie sind gratis für alle, stellen Übersetzer und besorgen Medikamente, wenn die Menschen selber nicht dazu in der Lage sind. Gemeinsam mit anderen NGOS saß Elisa in einem Lagerhaus im Rotlichtviertel auf der Medizinstation. Primär war sie als Hausärztin für Menschen jeden Alters tätig. Zur Wundversorgung kamen hauptsächlich junge Männer, die über mehrere Wochen unterwegs waren. Elisa berichtet von einem Fall, der aufzeigt, welches Leid Personen in Kauf nehmen aus ihrer Angst, wieder abgeschoben zu werden. Die medizinische Hilfe wurde sehr unterschiedlich aufgenommen, die meisten waren aber sehr aufgeschlossen. Schwierig war es manchmal für Frauen, die oftmals ihre Beschwerden nicht mit männlichen Übersetzern oder Ärzten teilen wollten.

Wir alle kennen die erschreckenden Bilder aus Moria. Die Umstände in Thessaloniki waren anders und nicht ganz so medienwirksam, aber durchaus vergleichbar. Bis zu 16 Menschen haben sich einen Container geteilt. Bei einer 4-Köpfigen Familie entspricht das einer Zimmerfläche von 2x3 Metern.

Wir wollen von Elisa wissen, ob sie durch ihre Erfahrung ein/e besserer Arzt/Ärztin geworden ist? Sie hofft, dass sie dadurch vor allem auf menschlicher Ebene eine bessere Ärztin geworden ist. Außerdem hat ihr der Aufenthalt das Ausloten der eigenen mentalen Grenzen ermöglicht. Die Situation, die vor Ort herrscht, wird in kürzester Zeit Normalität und was hierzulande unvorstellbar ist, gehört dort zum Alltag. Mit nach Hause nimmt sie einen Erfahrungsschatz, für den sie unglaublich dankbar ist. Aus jeder Begegnung hat sie menschlich und medizinisch unfassbar viel gelernt. Sie traut sich, Sachen alleine zu machen. Vor allem hat sie erkannt, das sie den richtigen Job gewählt hat.

Auch abseits ihrer Rolle als Ärztin hatte Elisa Kontakt mit den Flüchtlingen. Im Lager gab es eine Fotografieschule für junge Frauen. Auf einer Vernissage hat sie den Fotografen kennengelernt, der die Schule leitet. So kam sie immer wieder in Kontakt mit den Mädels. Die Bilder der Mädchen sind beeindruckend. Auf der Instagram Seite von Flip Mathia könnt ihr einige Eindrücke gewinnen

Menschen, die eine ähnliche Erfahrung machen möchten, rät Elisa, aufgeschlossen zu sein. Mit Gestik könne man sich oftmals besser verständigen als man vielleicht glauben würde. Trotzdem glaubt Elisa nicht, dass jede:r diesen Weg einschlagen sollte. Ein verpflichtenden Auslandsaufenthalt im Studium hält sie nicht für sinnvoll, denn nicht jeder ist dafür gemacht und als Student:in ist man meist noch keine große Hilfe.

Die Geschichten, die Elisa erlebt hat, haben in ihr zwar einiges ausgelöst, aber sie nicht zu politischem Aktivismus motiviert. Sie wünscht sich, dass alle Zuhörer:innen sich bewusst machen, dass es innerhalb der EU Orte gibt, die umgeben sind von einer 3m hohen Betonwand und einem Stacheldrahtzaun - an dem Menschen wohnen und kleine Kinder, die nie etwas anderes kennengelernt haben.

Zum Abschluss Elisa ihre TOP 5 wie wir am Besten mit der Fremde umgehen:

  1. Sei du selbst!
  2. Akzeptiere dein Gegenüber wie er/sie ist und fahre unvoreingenommen und ohne Erwartungshaltung an einen Ort.
  3. Habe keine Angst vor Sprachbarrieren: mit Gestik und dem Internet kann man besser kommunizieren als man vielleicht vermutet
  4. Sei mutig, deine Komfortzone zu verlassen.
  5. Höre auf dein Bauchgefühl.

Wir bedanken uns bei Elisa für das Teilen ihrer Eindrücke und bei StokeSix für die Produktion von BASEFIVE on air.

Schickt uns gerne jederzeit euer Feedback, Anregungen und Fragen an podcast@basefive.at. Außerdem freuen wir uns über eine positive Bewertung auf Spotify / Apple Music.

P.S.: Ihr findet die BASEFIVE natürlich auch auf den verschiedensten Social Media Kanälen! Schaut doch mal vorbei und lasst ein paar nette Grüße da ;-)

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